Sonntag, 2. Februar 2014

Latein

Latein ist eine indogermanische Sprache, die ursprünglich von den Bewohnern Latiums gesprochen wurde. Frühlatein reicht bis ins fünfte oder sechste vorchristliche Jahrhundert zurück, Altlatein bis ins dritte vorchristliche Jahrhundert, klassisches Latein bis ins erste vorchristliche Jahrhundert. Latein war die Amtssprache des Römischen Reiches und wurde zur dominierenden Sprache im westlichen Mittelmeerraum. Während sich aus dem sogenannten Vulgärlatein die romanischen Sprachen entwickelten, blieb das Latein der römischen Schriftsteller als tote Sprache bis in die Neuzeit die führende Sprache der Literatur, Wissenschaft, Politik und Kirche (im Vatikan ist Latein die Amtssprache). Die Autoren der Goldenen Latinität, insbesondere Marcus Tullius Cicero und Vergil, wurden für die weitere Entwicklung der Sprache maßgeblich. Viele Gelehrte verfassten ihre Werke in Latein und bis ins 19. Jh. wurden die Vorlesungen an den europäischen Universitäten auf Latein gehalten.
  

Durch die Romanisierung vor allem der westlichen Gebiete des Imperium Romanum wurde Latein über Latium hinaus, im übrigen Italien, Gallien, Hispanien, Dakien und Nordafrika, zur Muttersprache der ansässigen Bevölkerung. Während der Spätantike und der Völkerwanderung verfiel der Gebrauch der lateinischen Sprache. Ein Großteil der lateinischen Literatur ging zwischen 550 - 750 verloren. Im Bereich des einstigen weströmischen Reiches vergrößerte sich die Kluft zwischen der Umgangssprache und Hochlatein so erheblich, dass sich aus den lokalen Dialekten eigene Volkssprachen entwickelten. Latein als Sprache der Gebildeten erreichte im Mittelalter in vielen Gebieten Europas Bedeutung, die außerhalb des einstigen Römischen Reiches lagen. Latein war die Sprache der Kirche.

Eine Erneuerung der lateinischen Sprache war das erste Ziel des Renaissance-Humanismus, der in Italien mit Francesco Petrarca und Giovanni Boccaccio begann. Die Entdeckung der Neuen Welt machte Christoph Kolumbus durch den lateinischen Brief 'De insulis nuper inventis' in ganz Europa bekannt. Reformation und Gegenreformation förderten das Lateinische. Mit dem Erstarken der Nationalsprachen seit dem 17. Jh. verlor Latein mehr und mehr an Boden. Weiterhin wichtig blieb Latein aber als internationales Verständigungsmittel in den Wissenschaften: Nikolaus Kopernikus, Johannes Kepler und Galileo Galilei veröffentlichten ihre bahnbrechenden astronomischen Erkenntnisse in lateinischer Sprache, Isaac Newton veröffentlichte seine 'Philosophiae Naturalis Principia Mathematica' auf Latein.

Das folgende Sprachbeispiel ist der Schrift 'Commentarii de Bello Gallico' von Gaius Iulius Caesar entnommen (1. Buch, 1. Abschnitt).
Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur. (2) Hi omnes lingua, institutis, legibus inter se differunt. (3) Gallos ab Aquitanis Garumna flumen, a Belgis Matrona et Sequana dividit. (4) Horum omnium fortissimi sunt Belgae, propterea quod a cultu atque humanitate provinciae longissime absunt, minimeque ad eos mercatores saepe commeant atque ea quae ad effeminandos animos pertinent important, proximique sunt Germanis, qui trans Rhenum incolunt, quibuscum continenter bellum gerunt. (5) Qua de causa Helvetii quoque reliquos Gallos virtute praecedunt, quod fere cotidianis proeliis cum Germanis contendunt, cum aut suis finibus eos prohibent aut ipsi in eorum finibus bellum gerunt. (6) Eorum una pars, quam Gallos obtinere dictum est, initium capit a flumine Rhodano, continetur Garumna flumine, Oceano, finibus Belgarum, attingit etiam ab Sequanis et Helvetiis flumen Rhenum, vergit ad septentriones. (7) Belgae ab extremis Galliae finibus oriuntur, pertinent ad inferiorem partem fluminis Rheni, spectant in septentrionem et orientem solem. (8) Aquitania a Garumna flumine ad Pyrenaeos montes et eam partem Oceani quae est ad Hispaniam pertinet; spectat inter occasum solis et septentriones.

„Gallien als Ganzes zerfällt in drei Teile, dessen ersten die Belger, dessen zweiten die Aquitanier, dessen dritten ein Volksstamm, der in der eigenen Sprache Kelten, in unserer Sprache Gallier heißt, bewohnen. (2) Diese alle sind in Sprache, Gewohnheiten und Gesetzen untereinander verschieden. (3) Die Gallier trennt der Fluss Garonne von den Aquitaniern, die Marne und die Seine von den Belgern. (4) Die tapfersten unter allen sind die Belger, weil sie von der (feinen) Lebensweise und Bildung der (römischen) Provinz (Gallien) am entferntesten sind und in keiner häufigen Berührung mit fremden Kaufleuten stehen, die ihnen also auch keine Gegenstände zuführen, die geeignet sind, eine Verweiblichung des Gemüts zu bewirken, und weil sie den Germanen, die jenseits des Rheins wohnen, am nächsten sind, mit denen sie unaufhörlich Krieg führen. (5) Aus dem gleichen Grund übertreffen auch die Helvetier die übrigen Gallier an Tapferkeit, denn sie liegen fast täglich mit den Germanen im Kampf, wehren dieselben entweder vom eigenen Gebiet ab, oder führen auf deren Boden selbst Krieg. (6) Jener eine Teil (Galliens), den wie gesagt die Kelten innehaben, fängt am Fluss Rhône an, wird von der Garonne, dem Ozean und dem Gebiet der Belger begrenzt und reicht auf der Seite der Sequaner und Helvetier bis an den Rheinstrom: die ganze Richtung aber ist gegen Norden. (7) An der äußersten Grenze der Gallier beginnt das Land der Belger, das sich bis in die unteren Gegenden des Rheins erstreckt und gegen Norden und Osten liegt. (8) Aquitanien erstreckt sich von der Garonne bis zu den Pyrenäen aus und zu dem Teil des Ozeans, der zu Spaniens gehört; es liegt gegen Westen und Norden.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen